Nun ist Organisationstalent gefragt…
18.09.2022
Bevor ich die Augen zufallen ließ hatte ich mir noch einen Wecker um 15:30 Uhr auf dem iPhone gestellt, denn um 16:00 Uhr hatten sich Stella und ihr Freund angekündigt. Sie haben direkt Hilfe zugesagt, als ich sie um Taxi-Unterstützung gebeten habe und das obwohl wir uns nur virtuell aus den sozialen Medien kennen. Auf Ihrem Weg von Svendborg zurück nach Hamburg sammelten sie mich in Bregnør ein und brachten mich nach Gelting-Mole zu meinem Auto. Tatsächlich standen die Beiden schon kurz nach 15:00 Uhr an meinem Schiff und wir konnten schon früher losfahren.
Die Fahrt zieht sich schon ein wenig und am Ende brauchten wir ca. 2 Stunden, bis wir in Gelting Mole waren. Nochmal Tausend Dank an meine Fahrer!!! Das war eine SEHR GROSSE Hilfe von Euch, dass ich meine Dinge sortiert bekomme.
Ich war nun Samstag Abend bei meinem Auto und meinem Anhänger und konnte von nun an wieder agieren und das Chaos aufräumen. Aber erstmal ging ich ins Hotel, duschte dort um dann ins Bett und in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Sonntag morgen um 8:00 Uhr klingelte mein Wecker. Ich beeilte mich um schnell loszukommen. Als erstes ging es in ein Restaurant in direkter Nähe zum Hafen Gelting Mole um zu frühstücken. Essen hatte ich den ganzen Samstag irgendwie vergessen und ich spürte ein großes Loch im Bauch, das ich erstmal füllen wollte, bevor ich loslege. Dann ging es zum Hafen den Trailer holen und mit Trailer auf dem direkten Weg zur Autobahn nach Dänemark. Gegen 13:00 Uhr war ich dann beim Schiff in Bregnør. Und an diesem Sonntag Mittag war ich komplett allein in dem kleinen Hafen…
Erstmal brachte ich alles, was nicht mehr auf dem Boot bleiben soll, ins Auto. Mein Auto sah schnell aus wie ein fahrender „Messi-Haushalt“, dafür lichtete sich das Chaos an Bord. Dann verstaute ich die Segel und machte ich mich ans Mast legen. Diese Tätigkeiten sind sehr eingespielt und nach kurzer Zeit, lag der Mast auf dem Boot und ich war fertig zum Kranen.
Doch hier war kein Kran, also mit dem Trailer Slippen. Es gibt im Hafen eine kleine Slipanlage, die jedoch recht flach verläuft und eigentlich einen höheren Wasserstand benötigt. Deswegen benötigte ich eine Leine zwischen Trailer und Auto. Doch der Weg für das Slippende Fahrzeug ist sehr begrenzt. Das liegt an der Hafensituation. Schaut mal:
Der Hafen liegt im Prinzip mitten im Wasser und ist nur über einen kleinen Deichweg erreichbar, der jedoch mit dem Auto befahrbar ist. Aber der Weg für das ziehende Fahrzeug ist sehr kurz, wenn man auf der anderen Seite mehr als 10 Meter Seil braucht, um den Trailer tief genug ins Wasser zu bekommen.
In Summe war es eine schwierige Aktion und ich habe mich vielleicht auch nicht geschickt genug angestellt. Erstmal musste ich das Boot mit Leinen verholen, da ich ja kein Ruder hatte und auch der Außenborder nicht funktionierte, da auch das Steuerkabel mit der Ruderhalterung Schaden genommen hat.
Gott sei Dank hatte ich so lange Leinen. Ich versuchte also, vor allem mit der Gelben Heckleine, das Boot an die Slipanlage zu ziehen. Leider hatte ich auflandigen Wind und neben der Slipanlage war noch eine flache Betonrampe, an der ich vorbei musste. Ich zerrte die kleine enjoy4 durch das Wasser und am Ende stand ich selbst noch in Unterhose im Wasser und versuchte das Boot zu schieben und zu drücken. Irgendwie schaffte ich es an der Betonrampe vorbei, doch der Kiel schrammte ein paar mal über den harten Beton. Nun lag das Boot schon mal nicht schlecht. Nur ich bekam es nicht weit genug vom Land weg da der Wind das Schiff immer wieder zu mir drückte und ich keine Festmacher-Poller hatte, die weit genug ins Wasser standen. Vorsichtig fuhr ich den Trailer ins Wasser und dann passierte es, der Trailer traf den Bug und Gelcoat platzte weg. Sowas passiert mir immer, weil mein räumliches Sehen sehr eingeschränkt ist und ich Entfernungen in solchen Situationen nicht gut einschätzen kann. Aber gut, wer kann das besser, wenn man im Auto sitzt, nach hinten schauen muss, am Auto eine Leine hängt, 10 Meter dahinter an der Leine ein Hänger hängt mit 6 Meter Länge, der dann irgendwo hinten nicht an ein Boot stossen soll. Es war alleine echt nicht ordentlich lösbar. Nachdem ich mich genug über die Kielschrammen und den Bugtreffer geärgert hatte ging es weiter und irgendwann war tatsächlich der Trailer unter dem Schiff und das Boot mit der Winde festgezogen…
Doch jetzt fing der Spass erst an. Ich erwähnte ja schon, dass der Weg für das Zugfahrzeug nicht allzu lang ist, wenn man sein Auto nicht in der Ostsee versenken will. Nachdem das Boot also auf dem Trailer war, sollte der Trailer wieder aus dem Wasser und ich fuhr langsam aber sicher bis zum Ende des befestigten Platzes. Dann ging ich zurück zum Hänger, zog die Handbremse des Hängers um dann mit dem Auto zurückzusetzen und das Seil zu kürzen und dann bei einem weiteren Anlauf den Trailer direkt an den Haken zu nehmen. Doch leider hielt die Trailerbremse allein nicht. Vielleicht blockierten zwar die Räder und sie rutschten auf veralgter Slipanlage wieder runter oder die Bremsen hielten nicht gut genug. Aber ich war nun machtlos, Ideen-los und irgendwann auch freudlos. Doch Gott sei dank kam dann zufällig jemand mit Auto zu seinem Boot. Ich bat ihn um Hilfe und nach ca 30 min abwechselndes Umhängen der Trailerlast über Seile an die unterschiedlichen Fahrzeuge konnte ich die Seile immer weiter verkürzen und am Ende konnten wir den Trailer so weit auf die Ebene ziehen, dass er wieder von alleine stand und man ihn in Ruhe Anhängen konnte. Dann musste man nur noch ein scharfe Kurve um das Hafengebäude managen, doch mit Unterstützung und nach einigen Zügen hin und her war auch das geschafft.
Am Ende war es nach 17:00 Uhr bis ich fertig zu Abfahrt war und ich steuerte mein Gespann nach Svendborg. Dort musste ich noch den Tracker und meine Startnummern abgeben. Gegen 18:00 Uhr traf ich dafür Philip Cossen. Er redete mir gut zu, da ich Zweifel äußerte, ob das Silverrudder für mich in Zukunft noch in Frage kommt. Eigentlich wollte ich schnell weiter, doch Max Käkemeister lag mit seinem Schiff noch im Hafen von Svendborg und da wollte ich auch noch mal kurz Bescheid geben, wie es mir ergangen ist. Auch sein Feedback war klar, Erik kommt zum Silverrudder 2023, sonst meldet er mich an…
Nach kurzem Gespräch ging es dann aber doch auf die Autobahn. ich hatte wieder ein Apartment in Kappeln für die Nacht gebucht und wollte nun auch irgendwann Feierabend haben.
Montag Morgen ging es dann um 8:00 Uhr in Kappeln los. Ich hatte Einiges vor mir und wollte Abends irgendwann wieder zu Hause sein und musste aber vorher die enjoy4 noch nach Erftstadt zu Sailart bringen.
Angekündigt war ich eh schon für Unterwasserschiff streichen und allgemeinem Winterservice. Doch unter den neuen Umständen gibt es ein wenig mehr am Schiff zu machen. Nach monotoner Autofahrt über viele Stunden und über 600 km war ich gegen 16:30 Uhr in Erftstadt bei Sailart.
Dort schauten wir uns die Ruderaufnahme nochmal zusammen im Detail an. So krumm die Ruderaufnahme von außen aussieht, so normal sieht das Schiff von innen aus. Fehlen von aussen 4 Schrauben, sind von innen vier Schrauben zu sehen, mit Muttern und Unterlegscheiben. Also ist mein ganzes Problem durch 4 gerissene Schrauben entstanden. Warum sie gerissen sind, werden wir wohl nicht mehr klären können. Aber während der Gleitfahrt am Freitag vormittag hat das Ruder immer mal wieder ziemlich gebrummt (und damit vielleicht die Schrauben in Mitleidenschaft gezogen?), auch hatte ich teilweise heftige Wellen, die ich aussteuern musste. Ich glaube tatsächlich, dass nicht alle Schrauben gleichzeitig gerissen sind, sondern dass sich die Situation über die Stunden zugespitzt hat, indem eine Schraube nach der anderen aufgegeben hat. Denn es gab nicht diesen einen Knall, diese eine Extremsituation, in der ich auch gleicht merkte, jetzt ist etwas kaputt gegangen. Faktisch ist das Boot auch heile geblieben, es gibt keine strukturellen Mängel im Heck, die durch Überlastung entstanden sind, es gibt nur 4 abgerissene Schrauben.
Die Firma Sailart wird nun das verbogene Edelstahlteil ersetzen und die Schrauben durch Dickere ersetzen. Dann ist die enjoy4 wieder segelklar und bereit für neue Abenteuer.
Nach einem kurzen Abendessen bei McDonald’s machte ich mich dann gegen 19:00 Uhr auf nach Hause und war um 21:45 Uhr endlich wieder daheim. Der Dienstag ging dann drauf mit Auto ausräumen und Sortieren rum.
Nun ist der Urlaub zu Ende und Ich bin jetzt schon sehr gespannt, mit wem die enjoy4 die Abenteuer erleben wird. Matthias und ich werden im neuen Jahr mit der enjoy5, einer Winner 9 mit entsprechend mehr Komfort die Ostsee unsicher machen.
Aber darüber schreibe ich dann nächstes Jahr… Und wer weiss, vielleicht steht die enjoy5 ja auch auf der Teilnehmerliste für das Silverrudder 2023…
Bis bald und Euch allen eine gute Wintersaison!
Hallo Erik, ich hoffe, du bist mittlerweile auf dem Rückweg zusammen mit deinem Boot. Das tut mir unendlich leid, dass du den Race nicht beenden konntest. Ich bin dir gefolgt und habe mir schon gedacht, dass irgendwas nicht stimmt…Gott sei Dank bist du Wohl auf!
Wahnsinn, was du alles erlebt hast. Und 8 Knoten bei 2. Reff – das kann auch nicht jeder erzählen.
Hoffe, wir telefonieren bald mal.
Jetzt komme erst einmal gut nach Hause.
Viele Grüße
Angelika