Bislang meine längste und anspruchsvollste Strecke auf diesem Törn. Zur Sicherheit habe ich mich nicht nur auf den Wetterbericht de Deutschen Wetterdienstes und meine Wind-App auf dem Handy verlassen, sondern habe mir noch ein professionelles Wetterrouting der Wetterwelt GmbH machen lassen. Sebastian Wache hat mir detaillierte Winddaten entlang der Strecke zur Verfügung gestellt und so wusste ich, was ich erwarten konnte. Herzlichen Dank dafür. So sieht ein Wetterrouting dann aus:
LEGEND: Time [UTC] | Position [LAT LON] | wind dir | wind force [bft] | gust force [bft] | wave height [m] | wave period [s] | swell direction [°] | barometric pressure [hPa] | temperature (2m) [°] | sign. weather | current direction [°] | current speed [kts]
Wed 31/05/2023
06:00 | 54°21.9′ N 18°46.9′ E | WSW | 1-2 | 2 | 0.1 | 0.3 | N | 1025 | 13 | sky clear | 179 | 0.07
07:00 | 54°26.9′ N 18°50.6′ E | SW | 1-2 | 2 | 0.5 | 1.5 | NNE | 1024 | 13 | scattered clouds | 304 | 0.03
08:00 | 54°32.0′ N 18°54.3′ E | SW | 2 | 3 | 0.5 | 3.3 | NNE | 1024 | 13 | scattered clouds | 222 | 0.07
09:00 | 54°37.0′ N 18°58.0′ E | S | 2-3 | 3 | 0.5 | 3.6 | NNE | 1023 | 13 | scattered clouds | 110 | 0.16
10:00 | 54°42.0′ N 19°01.8′ E | SSW | 2 | 3 | 0.5 | 3.5 | N | 1023 | 13 | scattered clouds | 97 | 0.27
11:00 | 54°47.1′ N 19°05.7′ E | SW | 2 | 3 | 0.7 | 3.3 | NNE | 1022 | 13 | sky clear | 98 | 0.49
12:00 | 54°52.3′ N 19°09.6′ E | WSW | 2-3 | 3-4 | 1.0 | 3.0 | NNE | 1021 | 14 | sky clear | 112 | 0.43
13:00 | 54°57.4′ N 19°13.4′ E | W | 4 | 4-5 | 1.2 | 2.9 | NNE | 1021 | 14 | sky clear | 92 | 0.13
14:00 | 55°02.5′ N 19°17.3′ E | W | 5 | 5-6 | 1.4 | 2.9 | NNE | 1020 | 14 | sky clear | 96 | 0.17
14:38 | 55°05.8′ N 19°19.8′ E | W | 5 | 6 | 1.4 | 3.0 | NNE | 1019 | 14 | sky clear | 108 | 0.23
15:00 | 55°06.9′ N 19°22.7′ E | W | 5 | 6 | 1.5 | 3.1 | NNE | 1019 | 14 | sky clear | 109 | 0.27
16:00 | 55°10.0′ N 19°31.1′ E | W | 5 | 6 | 1.5 | 3.4 | NNE | 1018 | 14 | sky clear | 126 | 0.31
17:00 | 55°13.0′ N 19°39.4′ E | W | 5 | 6 | 1.5 | 3.3 | NNE | 1017 | 14 | sky clear | 130 | 0.36
18:00 | 55°16.1′ N 19°47.7′ E | W | 4-5 | 6 | 1.5 | 3.5 | NNE | 1017 | 14 | sky clear | 128 | 0.41
19:00 | 55°19.1′ N 19°56.1′ E | W | 4 | 5-6 | 1.5 | 3.7 | WNW | 1016 | 13 | sky clear | 150 | 0.36
20:00 | 55°22.1′ N 20°04.3′ E | W | 3-4 | 5 | 1.4 | 3.8 | W | 1016 | 13 | sky clear | 150 | 0.33
21:00 | 55°25.0′ N 20°12.4′ E | W | 3-4 | 4-5 | 1.3 | 4.0 | W | 1015 | 13 | sky clear | 168 | 0.35
22:00 | 55°27.9′ N 20°20.5′ E | W | 2-3 | 4 | 1.1 | 4.0 | W | 1014 | 13 | sky clear | 196 | 0.36
23:00 | 55°30.7′ N 20°28.3′ E | W | 1 | 3 | 1.1 | 4.0 | WSW | 1014 | 13 | sky clear | 258 | 0.33
Thu 01/06/2023
00:00 | 55°33.4′ N 20°36.1′ E | SW | 1 | 2 | 1.1 | 4.0 | W | 1014 | 13 | sky clear | 305 | 0.52
01:00 | 55°36.3′ N 20°44.1′ E | SSE | 0 | 1-2 | 1.0 | 4.0 | W | 1014 | 13 | few clouds | 320 | 0.54
02:00 | 55°39.1′ N 20°52.3′ E | ESE | 1-2 | 2 | 0.9 | 4.0 | W | 1014 | 13 | overcast | 325 | 0.46
03:00 | 55°42.0′ N 21°00.6′ E | E | 2 | 3 | 0.8 | 2.7 | W | 1014 | 11 | fog | 321 | 0.26
ETA: Thu 01/06/2023 03:32
Es ging gestern morgen dementsprechend ganz früh los, um den angesagten Wind so gut wie möglich für mich zu nutzen. Um 4:55 Uhr morgens legte ich ab, um 5:20 Uhr bin ich durch die Fussgängerbrücke in Danzig gefahren. Dann ging es schnell aus dem Hafen und Richtung Halbinsel Hel. Nördlich von Hel war mit Wind zu rechnen, also unter Motor hin. Um 11:15 Uhr ging der Motor endlich aus, denn es konnte gesegelt werden. Erst fuhr ich unter Vollzeug, später dann im ersten und auch im 2. Reff. So rauschte ich mit um die 7 Knoten Speed Richtung des nördlichsten Punktes meiner geplanten Etappe, der ziemlich genau 100 Seemeilen nach Norden entfernt vom Ausgangshafen war.
Ich musste soweit nach Norden, da ich das russische Schiessgebiet 117 nicht durchfahren durfte. Unter der Woche ist dort das Militär aktiv. Meine eMail mit Bitte um eine Genehmigung, das Gebiet doch durchfahren zu dürfen, wurde freundlich aber bestimmt beantwortet. Ich durfte nicht durchfahren. Also blieb nur der weite Weg.
Die alternative Route wären nur ca 125 sm gewesen. Auf dem Bild rechts sieht man diese Route eingezeichnet. Die Punkte mit den „orangenen Ankern“ sind die Koordinaten des Schiessgebiet 117. und die anderen Punkte sind Markierungen anderer militärischer Gebiete, die zu Umfahren waren. Also ganz schön was los in den Gewässern der russischen Exklave.
Ich segelte ziemlich einsam, es gab wenige andere Schiffe, die ich ausmachen konnte und Land war natürlich auch weit weg. Ein paar Frachter, Fähren und auch einige Militärschiffe konnte ich ausmachen, sowohl im polnischen als auch im russischen Gebiet.
Doch leider sollte der WInd nicht reichen, um mich schnell zu meinem Wegpunkt zu bringen… Um ca 18:55 Uhr reffte ich auf Reff 1. Kurz danach sah ich das Segelschulschiff der Russen, die Sedov am Horizont. Geahnt habe ich es, da vier Masten zu sehen waren. Das AIS gab mir dann die Bestätigung. Um 19:25 Uhr reffte ich auch das Reff 1 aus und segelte Vollzeug. Um 20:50 Uhr gab ich auf, packte die Segel weg und startete den Motor. Somit fuhr ich unter Motor in den Sonnenuntergang.
Ca 21:15 war die Sonne dann im Meer versunken. Doch der Mond schien ziemlich hell und ich hatte weiterhin gute Sicht. Um 21:47 Uhr war ich an meinem Wegpunkt und konnte den neuen Kurs von 100 Grad direkt auf Klaipeda zu anlegen. Hätte der Wind durchgehalten, wäre ich schon um 21:00 Uhr hier gewesen. Naja, hilft nix, jetzt konnte ich eh nur noch weiterfahren. Unter Motor machte ich ca 5 Knoten Speed und ich hatte noch knapp 70 Seemeilen vor mir, also nochmal 14 Stunden.
Dear Erik Luengen!
To your letter from May, 30-th, 2023 we inform you that intersection of marine areas specified in the Navtex warnings 258/23 and 259/23 by leisure boat “Enjoy 5” is impossible and prohibited, because of combat training of ships with missile firing.
With respect.
Officer on Duty.
Um 22:13 Uhr hatte ich dann 100 Seemeilen im Kielwasser seit Fahrtantritt um 5:00 Uhr. So tuckerte ich mit meiner kleinen enjoy5 Stunde um Stunde dem Land entgegen. Um 3:45 Uhr versuchte ich es nochmal irgendwie zu segeln, doch ich musste einsehen, dass es nicht klappt und habe die Segel wieder eingepackt. Leider waren sie jetzt ganz nass, weil die Luftfeuchtigkeit in der Nacht auf der offenen See enorm hoch war. Um kurz nach 4:00 Uhr ging dann auch schon wieder die Sonne auf.
Ab 8:00 Uhr bis ca. 9:30 Uhr fuhr ich immer wieder durch Bereiche mit Nebel. Ich konnte vielleicht noch 200 Meter sehen, wenn überhaupt. Angestrengt starrte ich auf das Wasser um mich herum und auf mein AIS Gerät um nichts und niemand zu übersehen. Am Ende gab es Gott sei Dank keine Probleme und ich hatte ab ca. 9:30 Uhr wieder sehr gute Sicht und konnte Klaipeda schon gut sehen. Um 10:45 Uhr fuhr ich in den Hafen von Klaipeda und fuhr Richtung des kleinen „Old Castle Harbor“, einer kleinen Marina hinter einer Fussgängebrücke. Ich machte also um 11:20 Uhr vor dem Hafen an der Kaimauer fest und wartete darauf, dass die Brücke zur vollen Stunde öffnet. Um 12:00 Uhr machte die Brücke dann auf und ich konnte sie passieren. 12:15 Uhr lag die enjoy5 in der Box und der Motor verstummte.
Insgesamt bin ich 30 Stunden und 20 Minuten unterwegs gewesen, natürlich konnte ich unterwegs keine Auge zu machen. Dem entsprechend müde viel ich in meine Koje um erstmal eine Runde zu schlafen.
Morgen ist Hafentag und Samstag soll es dann weitergehen Richtung Liepaja.
Hi Erik,
jetzt mal auf der ‚offiziellen‘ Frequenz : Was hast Du als solo Segler vorbereitet wg. persönlicher Sicherheit?
Norbert
Also, ich habe natürlich eine Rettungsinsel an Bord. Dann habe ich Streckleine gespannt, habe immer Schwimmweste an und kann mich Einpicken. Dazu habe ich einen Seenot AIS Sender in meiner Schwimmweste, der auslöst, falls ich über Bord gehe. Dazu kommen noch alle möglichen Seenotsignale. Ich sorge immer dafür, dass ein paar Menschen bescheid wissen, dass ich unterwegs bin und wann ich ungefähr wieder im Hafen sein sollte. Auf den meisten Teilstrecken hat man ja auch noch gute Handy-Netz Abdeckung…
Liebe Grüße, Erik
Hallo Erik,
Wie nicht anders von dir gewohnt, ein sehr schöner Bericht deines letzten Turns.
Es ist immer wieder schön zu lesen und auch deine Bilder sind beeindruckend.
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß, gutes Wetter nette Leute und immer ein bisschen Wind.
Viele Grüße, Axel
Hallo Axel,
Danke für Dein Feedback. Es freut mich, wenn mein Logbuch Interesse findet.
Es gibt noch viel zu Erleben und viel zu Berichten…
Liebe Grüße,
Erik
Hallo Erik, sehr schön Deine Bericht und ein tolles Projekt, welches Du gerade erlebst.
Wir haben zusammen 2007 die Überführung von Klaus Andante in die Ostsee durchgeführt, falls Du Dich erinnerst. Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute für Deinen Tripp. Herzliche Grüße Martin
Hallo Martin, ja ich erinnere mich.
Danke für die freundlichen Worte.
Liebe Grüße aus Tallinn…