Gestern morgen schon vor 8:00 Uhr sind Matthias und Maren von Bord. Ihre Zeit hier ist schon vorbei und sie flogen mit dem Flieger heim. Ich nahm mir ein wenig Zeit um Aufzuräumen und alles Seefest zu machen. Die Wettervorhersage für gestern und heute war gut, Wind von Ost mit 3 Windstärken und wenig Welle. Das mußte ich ausnutzen. Also nicht groß ausruhen oder lange Vorbereiten auf die Heimfahrt, sondern gleich los. Ich wollte gegen 10:00 Uhr losfahren, um nicht im Dunkeln anzukommen. 3 Optionen hatte ich mir zurechtgelegt:
- Anhold nach knapp 70 Seemeilen
- Ballen auf Samsø nach ca 120 Seemeilen
- Nyborg an der Großen Belt Brücke nach ca. 150 Seemeilen
Um 9:52 Uhr war ich soweit, der Motor lief und ich legte ab. Es ging gut 5 Meilen raus aus dem Hafen von Göteborg und dann ab in den Schärengarten vor Göteborg. Die Schären sehen hier wirklich anders aus als auf der Ostseite von Schweden, weniger bewaldet, oft nur bemooster glatter Stein. Gegen 10:45 Uhr machte ich vor Langedrag den Motor aus und zog die Segel hoch. Es ging in schneller Fahrt durch die Schären. So macht Segeln Spass. Um 12:02 Uhr hatte ich die Schären hinter mir und es ging auf Kurs 200 Grad. Der Wind kam nun von schräg achtern. Mit raumen Winden fuhr ich Richtung offene See. Doch der Wind ließ nach. Was tun? Ich wollte ja heute richtig Strecke machen… Gennaker hoch. Gesagt getan, um 12:40 Uhr stand der Gennaker. Doch ich habe 2 Löcher im Gennaker gefunden. Keine Ahnung wo die herkommen, zumal man den Gennaker bei hoch und runterziehen durch die Gennaker-Socke schützt. Ich entschied mich, den Gennaker gegen 13:15 Uhr doch wegzunehmen, ich wollte das Segel nicht noch weiter kaputt machen. Also wieder Fock. Doch die Geschwindigkeit war mir zu gering. Ich hoffte noch eine Weile auf mehr Wind. Doch mit 7-8 kn von achtern kommt man nicht gut voran. Um 14:25 entschied ich mich, die Maschine mitlaufen zu lassen… Die Kombi Segel und Motor mit relativ geringer Drehzahl war ein guter Kompromiss, ich konnte so gut 5,5 – 6,5 Knoten fahren. So fuhr ich an der Insel Laesø vorbei.
Gegen 21:00 Uhr dreht der Wind ein wenig mehr auf Südost und frischte ein wenig auf. Ich konnte den Motor ausschalten und segelte nun schnelle als der Hybrid-Antrieb zuvor. Um 22:40 Uhr bin ich an dem riesigen Windpark westlich von Anholt angekommen. Zwischenzeitlich war es schon stockdunkel. Der Wind hatte weiter gedreht und es gab Böen über 15 kn. Ich entschied mich das 1. Reff rein zumachen, damit im Dunkeln keine Hektik an Bord entsteht. Gegen 0:52 Uhr reffte ich wieder aus. Der Wind hatte ein wenig nachgelassen. Aber unter Vollzeug kam ich weiter gut voran.
Gegen 6:12 Uhr, wieder bei Tageslicht und kurz vor Samsø, zog ich wieder das 1. Reff ein. Um 7:50 Uhr war ich fast hart am Wind. Es hat weiter aufgefrischt und sich auch ein wenig Welle aufgebaut. Ich entschied mich für Reff 2. Doch der Wind hielt nich lange an. Gegen 9:12 Uhr liess ich das Reff 2 raus und ab 9:20 Uhr fuhr ich unter Vollzeug. Der Weg in den Großen Belt und später im Großen Belt war eine harte Prüfung für mich. Ich hatte noch gut 5,5 – 6,5 Knoten auf der Logge, machte aber nur 3,5 – 4,0 Knoten über Grund, teilweise sogar nur 2,5 Knoten. Die letzten Meilen sollten sehr zähe Meilen werden. Um 10:15 Uhr nahm ich wieder den Motor dazu und versuchte hybrid auf ca. 5 Knoten über Grund zu kommen.
Doch der Wind ließ weiter nach. Gegen 12:00 Uhr packte ich die Segel ganz weg. Ich entschied mich nun, Kerteminde anzulaufen, um den nervigen Kampf gegen den Strom zu verkürzen. Vor dem Hafen lief gerade eine Regatta. Für die Teilnehmer rechtzeitig hatte es hier vor Kerteminde plötzlich Wind, mehr als 15 Knoten. Für mich nicht ganz so gut, da ich ziemlich müde den Anlege nun gegen Wind und Drift machen mußte. Um 15:25 Uhr legte ich erschöpft aber zufrieden in Kerteminde an, mit Hilfe eines netten Nachbarn.
Nun aber ab ins Bett und schlafen, nach 149,2 sm Nonstop und über 29:12 min Reise ohne Schlaf…