Heute ging es um die letzte Meile ins Winterlager. Gestern hatte ich mich ja schon an den Wartesteg östlich der Schleuse verlegt. Die Nacht war windig und kurz. Ich habe wenig geschlafen und war viel zu aufgeregt. Schon gegen 6:00 Uhr begann ich im Schiff rumzuräumen, und Dinge von Bord zu tragen, um sie im nahe geparkten Auto für die Heimfahrt zu verstauen.
Um 7:00 Uhr wollte ich bereit sein, um in die Wartezone der Schleuse zu fahren und dort zu warten auf meine Chance in die Schleuse einzufahren. Ich rief bei der Schleuse an und der freundliche Wärter sagte, dass ein grosses Containerschiff „The Chef“ gegen 7:50 Uhr in die nördliche Schleusenkammer einfahren wird und die Sportschifffahrt dann folgen kann.
Also legte ich gegen 7:20 Uhr ab. Es war ein wenig auflandiger Wind, aber die Enjoy 5 gehorchte meinen noch etwas ungeübten Befehlen am Gashebel und Ruder und alles klappte problemlos. Zuvor hatte ich mir noch das Tochtergerät für den Funk außen montiert damit ich allen Vorgaben des Schleusenwärtes über Funk auf Kanal 12 folgen kann. Zwischenzeitlich sammelten sich mehr und mehr Sportboot im Wartebereich und ich machte netten Kontakt mit einem Päarchen aus Würzburg mit einer neu übernommen Sun Odyssee, die also in einer ganz ähnlichen Situation wie ich waren: Viele erste Male im Moment.
„The Chef“ konnte man nun auch gut sehen, die sich schnell näherte und dann an uns vorbei in die Schleusenkammer fuhr. Nun würde es bald losgehen. Die Nervosität stieg. Ich hatte die Fender so weit wie möglich runtergebunden, da in der Schleuse Schwimmpontons sind und Fender auf „Normalhöhe“ hier nicht helfen. Auch hatte ich meine Gummistiefel angezogen um auf den Schwimmponton springen zu können, der sicher nass und glitschig ist.
Dann ging es los, das Licht-Signal wechselte auf ein unterbrochenes weisses Licht, das Signal für die Sportschifffahrt. Also reihte ich mich in die Kolone der Sportschiffe ein und fuhr mit mittlerer Geschwindigkeit in das Schleusenbecken. Dort stoppte ich dann ca in der Mitte der Schleuse und sprang mit Vor- und Achterleine in der Hand auf den Schwimmponton. Beschäftigt mit dem Festmachen der Achterleine, trieb mein Bug ziemlich schnell weg vom Ponton Richtung Schleusenmitte. Es war nicht dramatisch, ich hatte ja die Vorleine. Doch schneller als ich sehen konnte war ein junger Mann da und übernahm die Vorleine. Er sagte nur: „Bei uns sind genug Hände an Bord“. Und auch dann ging alles wieder ganz schnell. Ich hatte das Gefühl, dass das Boot jetzt richtig liegt, da ging es auch schon wieder los. Der junge Mann warf die Vorleine los, gleichzeitig sprang ich an Bord und löste die Heckleine und ab durch die Mitte ging es.
Nun musste ich noch einmal am Wartesteg auf der Innenseite des Kanals festmachen. Hier konnte ich an einer X-Yacht längsseits gehen und auf den Anruf der Werft warten.
Und ziemlich genau zur vorhergesagten Zeit kam der Anruf auch. Ich sollte auf die Südseite des Kanals kommen und unter dem Mastenkran anlegen. Von da an übernahmen die Profis und ich konnte mich entspannen. Es war geschafft, was ich schaffen musste in 2022. Den Rest wird die Crew der Yachtwerft Dick übernehmen. Schaut selbst, wie professionell und schnell das alles vor sich ging:
Das Boot war nun versorgt. Ich konnte nichts mehr machen. Also sagte ich der „Enjoy 5“ noch tschüß und fuhr dann mit der Adler 2 über den Kanal auf die Nordseite wo mein Auto stand. Bevor ich losfuhr nach Hause ging ich nochmal zum Tiessenkai und habe mit einem Fischbrötchen und einem Kaffee Frühstück und Mittagessen zusammen erledigt.
Dann ging es gegen 14:00 Uhr auf die Bahn. Mit ein paar kleinen Pausen und ohne große Staus bin ich kurz vor 22:00 Uhr in Heilbronn angekommen. Im Gepäck noch einiges an Durcheinander im Auto, das es zu Sortieren gilt, aber vor allem eine Menge Eindrücke von der intensiven Zeit auf der „Enjoy 5“ und eine Menge Ideen, Hoffnungen und Wünsche für die Saison 2023 in der Ostsee.
Sobald es wieder aufs Wasser geht, werde ich hier berichten. Bis bald und eine gute Wintersaison…
Well done!!
Schönes Schiff!!